Ungebremstes Wachstum

  • 28. April 2016
  • Umwelt & Verkehr
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Als Fraktionssprecherin fordere ich in der Aprilsession des Kantonsrates mit einem Rückweisungsantrag zum Richtplan ein moderateres und nachhaltigeres Wachstum:

„Herr Präsident, meine Damen und Herren.

Im Namen der SP und Grüne Fraktion stelle ich Ihnen Antrag auf Rückweisung des Richtplans. Und das aus folgendem Grund: In den letzten Jahren ist der Kanton Schwyz gewachsen, als gäbe es kein Morgen mehr. Quadratmeter um Quadratmeter wertvolles Landwirtschaftsland ist unwiderruflich unter Beton verschwunden. Die Dörfer haben sich ausgebreitet in die Landschaft, an die Hänge – es gibt im Kanton Schwyz bald keinen Hügel mehr, der nicht durch eine Terrassensiedlung verschandelt ist. Die Masslosigkeit und das Tempo dieses Wachstums in den letzten Jahren sind geradezu beängstigend. Und ein grosser Teil der Schwyzer Bevölkerung steht dieser Entwicklung zunehmend kritisch gegenüber. Manch einer erkennt fast sein eigenes Dorf nicht mehr – und geschweige denn die Leute. Vor lauter Zugezogenen gibt es bald keine Einheimischen mehr. Die Strassen sind immer öfter verstopft. Wer früher von Pfäffikon nach Reichenburg durch eine blühende Landschaft fuhr, sieht heute von der Hauptstrasse aus einen einzigen Siedlungsbrei, wo keine einzige Kuh mehr grast. Mit dem neuen Richtplan setzen wir die Weichen, wie diese Entwicklung weitergehen soll. Wir legen fest, mit welchem Tempo der Bodenverbrauch weitergehen soll. Obwohl die Regierung in all ihren Papieren und Hochglanzprospekten immer wieder ein massvolles, nachhaltiges und qualitatives Wachstum predigt, sieht man davon in diesem Richtplan keine Spur. Im Gegenteil, die Regierung hat dem Richtplan das höchste Wachstumsszenario zu Grunde gelegt. Sie schöpfe damit, schreibt sie auf Seite 32, ich zitiere: Den maximalen Spielraum aus. Obwohl wir in den bestehenden Bauzonen noch 10% unbebaute Reserven und ein riesiges Verdichtungspotenzial haben, sollen bis 2040 noch einmal fast 300 Hektaren Land eingezont und überbaut werden. Über 100 Hektaren davon sind Fruchtfolgeflächen – also unser wertvollstes Landwirtschaftsland. Die Regierung will mit Vollgas weiter wachsen, Boden verschwenden, als hätten wir eine zweite intakte Landschaft auf Reserve, die wir hervornehmen können, wenn man die, die wir jetzt haben, endgültig zerstört hat. Heute liegt es an uns, in die Zukunft zu schauen, den heutigen Wachstumswahn zu hinterfragen und den gefährlichen Temporausch der Regierung auf ein verträgliches Mass abzubremsen. Wir fordern kein Nullwachstum oder gar eine Schrumpfung der Bauzonen, Auszonungen oder was auch immer – wir fordern lediglich ein Zurückkommen auf ein nachhaltiges Wachstum, das sparsam mit unserem wertvollsten Gut, dem Boden und unseren schönen Landschaften umgeht. Aus diesem Grund ist der Richtplan an die Regierung zurückzuweisen mit dem Auftrag, statt auf das höchstmögliche Bevölkerungswachstum abzustellen, das Szenario Mittel als Basis zu nehmen und das Wachstum der Siedlungsgebiete entsprechend zu reduzieren. Sie werden jetzt dann gleich sagen, das sei wirtschaftsfeindlich. Wenn wir jetzt zurückweisen, dann müsse das Gewerbe nochmal ein paar Jahre warten, bis es wieder bauen kann. Das ist so. Aber heute geht es hier drin um viel mehr, als ob man im kommenden März oder erst im Sommer bauen kann. Es geht um die Weichenstellung für die Zukunft bis 2040 und darum, welche Landschaft wir unseren Nachkommen hinterlassen. Deshalb ist es entscheidend, diese Korrektur jetzt vorzunehmen. Wir danken für Ihre Zustimmung.“

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